Die Drei-Finger-Regel bei der Sattelanpassung

Viele kennen bestimmt die „3 Finger – 2 Finger Regel“. Diese besagt, dass man bei einem unbelasteten Sattel vorne zwischen Sattelbaum und Widerrist des Pferdes mindestens 3 Finger Platz haben muss und bei Belastung (wenn man darauf sitzt) mindestens 2 Finger.

In diesem Artikel geht es darum, ob diese Regel noch zeitgemäß ist, was man damit aussagen kann und wie wir es mit der Anpassung halten.

Warum diese Regel, was soll sie aussagen?

Diese Regel kommt von der Anpassung reiner Dressursättel auf klassischen Dressurpferden wie man sie früher zumeist in Deutschland gefunden hat: Bayerisches Warmblut, Hannoveraner usw., also klassische Sportpferde.

Hier hat sich herausgestellt, dass ein Platz von „ca. 3 Fingern“ über dem Widerrist im unbelasteten Zustand und „2 Finger“ im belasteten, oftmals einen perfekten Schwerpunkt zur Folge hat.

Was hat sich seither geändert?

Seit dieser Zeit haben sich allerdings sowohl die Art der Pferde geändert, die in Deutschland geritten werden, als auch die klassische Form des Sattels.

Aus diesem Grund ist die 3 Finger Regel mittlerweile (unserer Meinung nach) kein wirkliches Argument mehr für die Passform.

Änderungen bei dem „Normpferderücken“

Den „Normrücken“ gibt es so nicht mehr. Mittlerweile werden Kaltblüter geritten genau wie Araber, Haflinger oder andere Barockpferde (Andalusier oder Lusitanos usw.).

Viele dieser Pferde unterscheiden sich entschieden bei der Form des Widerrist: Viele spanischen Pferde haben kaum oder gar keinen Widerrist, sind oben komplett rund, fast ohne Erhebung. 

Dass dort auch bei einem perfekt passenden Sattel deutlich mehr als 3 Finger über dem (nicht vorhandenen) Widerrist passen, versteht sich fasst von selbst.

Auf der anderen Seite gibt es auch Pferde, bei denen der Widerrist sehr stark ausgeprägt ist und weit nach oben ragt. Wenn man bei einem solchen Widerrist den Sattel so anpassen würde, dass dann noch 3 Finger oberhalb unter den Sattel passen, würde der Sattel niemals im Schwerpunkt liegen (der Schwerpunkt würde nach hinten komplett abkippen).

Aus diesen beiden Punkten sieh man bereits, dass die 3 Finger Regel kaum noch ein geeignetes Maß is um die Passform eines Sattels zu beurteilen.

Änderungen im Sattel Bereich vor allem alte Dressursättel hatten meist einen vorderen Teil der sich weit nach oben zieht. Viele neue Sättel (nicht nur Dressursättel) haben hier mittlerweile eine andere Form, sodass vorne der Bereich für den Widerrist eher flach gestaltet ist. Dies führt bei vielen Reitern zu einer angenehmeren Sitzposition da beim Traben vorne weniger stören kann. 

Das wiederum hat aber auch zur Folge, dass der Platz über dem Widerrist kleiner wird – bei gleiche bleibendem Schwerpunkt.

Ist die 3 Finger Regel dann kompletter Unsinn?

Nein, der Sinn dahinter ist weiterhin richtig. Der eigentliche Sinn bei dieser Regel war, dass der Widerrist auch unter Belastung niemals den Baum berühren darf, denn das kann zu großen Schmerzen führen. Vor allem wenn im vorderen Bereich ein Eisen verwendet wird, würde so Knochen auf Eisen(kante) treffen. Um dies zu vermeiden, muss genügend Platz zwischen Wirbelsäule und Sattel sein, damit ein Kontakt unter allen Umständen ausgeschlossen werden kann.

Prinzipiell heißt das folglich „je mehr, umso besser“ allerdings gibt es ja noch weitere Punkte die beachtet werden müssen:

  • Der Reiter will nah am Pferd sitzen
  • Der Schwerpunkt des Sattels muss ca. mittig sein

Aus diesen Gründen ist die Anpassung immer ein Kompromiss aus genug Freiheit im vorderen Bereich über dem Widerrist und auch daneben, z. B. für enge Wendungen, und einem nah am Pferd liegenden Sattel der im Schwerpunkt liegt.

Fazit: Wie soll der Sattel liegen

Der Sattel muss im Schwerpunkt liegen. Wenn er im Schwerpunkt liegt sollte unter Belastung immer mindestens ein Finger oberhalb oder neben den Widerrist passen. Ist dies nicht der Fall (aber noch ein wenig Platz) dann ist das zwar erst mal nicht schlimm, allerdings kann dann schon eine leichte Veränderung des Pferdes oder ein starker Druck auf den Sattel dazu führen, dass es zu einer Berührung kommt.

Somit ist für uns die 2-3 Finger Regel zu „Mindestens 1 Finger in der Belastung – Regel“ geworden. Erst wenn weniger als ein Finger zwischen dem Widerrist und dem Sattel passen, sollte man jemanden zur Passkontrolle anfragen (vorausgesetzt der Sattel liegt im Schwerpunkt).

Übrigens: Unsere Westernsättel haben kein frei liegendes Eisen vorne. Sie sind komplett flach gestaltet mit einer deutlich größeren umlaufenden Freiheit für die Wirbelsäule. Damit können wir auch Pferde mit sehr hohem Widerst problemlos besatteln.

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